der röntgenBLICK #3

Mind FULL oder mindful?

Wir sollten wieder lernen, aus der Freizeit Muße zu machen

 

Erstaunt betrachte ich die Rückseite meines Leitspruch-Kalenderblatts. Dort steht, dass Otto Flake, der den Aufruf „Wir sollten wieder lernen, aus Freizeit Muße zu machen“ tätigte, bereits im Jahr 1880 geboren wurde. War damals schon sein Satz relevant? Gefühlt wird die Zeit immer schneller und unser Drang, sie möglichst effizient und effektiv zu nutzen, auch außerhalb des Jobs, scheint erst so langsam abzunehmen.

Mindfulness oder auf deutsch Achtsamkeit ist ein Trend dabei. Genau wie Yoga, Meditieren und ganz neu Forest Bathing, also Waldbaden, was gerade aus Japan zu uns hinüberschwappt. Für mich fällt auch hygge hierein, das dänische Lebensgefühl voller Glück und Kuscheligkeit. Immer neue Begriffe, die Entschleunigung und Lebensfreude versprechen. Sie ziehen sich durch verschiedenste Industrien, die unser Bedürfnis nach Ruhe, Gesundheit und innerer Klarheit bedienen. Von der Möbelindustrie über die Lebensmittelbranche bis hin zu fast food-Ketten. Letztere waren in meiner Wahrnehmung eine der ersten. Ich erinnere mich gut daran, dass McDonald’s auf einmal loungig wurde und McCafé gründete. Denn fast (!) food war zwar immer noch praktisch und für viele sehr lecker, aber doch auch verpönt und ungemütlich.

Was aber nun mache ich damit, was häufig ein wenig esoterisch daherkommt? Was sollte man einmal versuchen? Dazu muss man vielleicht erst einmal genau verstehen, was denn mindful vs. mind full ist. Letzteres kennen wir zu gut: das Hamsterrad der Gedanken, unserer Aktivitätenplan für lange im voraus ausgebuchte Wochenenden oder das ständige Bewerten und Entscheiden, was gut ist und was nicht. Der Kopf ist voll, wir kommen nicht zur Ruhe, die innere Stimme wird kaum gehört. Mindful ist nicht direkt das Gegenteil, es ist irgendwie weniger. Es geht darum, dass wir mit unserer Wahrnehmung vollständig in der Gegenwart sind, also nicht in der Zukunft und nicht in der Vergangenheit. Außerdem bedeutet es, nicht zu urteilen oder zu werten. Beides ist ausgesprochen schwer. Schafft man es aber, ist der Kopf nicht mehr full, sondern klar. Und in diesem Zustand treffen wir die besten Entscheidungen.

Da diese innere Klarheit von heut auf morgen schwer zu erlangen ist, gibt es spezielle Übungen. Der Body-Scan, Atemübungen und Gehmeditationen sind beispielweise welche, die Google seinen Mitarbeitern in kostenfreien Kursen mit auf den Weg gibt. Ich bin der Meinung, dass es nicht unbedingt dieser speziellen Achtsamkeitsübungen bedarf. Für den einen ist es das Malen, für den anderen das Singen, für den Dritten der Spaziergang im Wald, was ihm die notwendige geistige Muße als Schlüssel zur innerer Klarheit gibt. Dennoch sind ungewohnte, neue Aktivitäten hilfreich für den Einstieg. Ich selbst finde beispielsweise in der Natur ein hohes Maß an Erholung. Hier kann ich auftanken und einfach sein. Und warum nicht der irgendwie komischen, aber doch sehr schönen Idee folgen, einmal das Gezwitscher verschiedener Vögel in Form von Strichen, Wellen oder Punkten auf ein Blatt Papier zu malen. Aufmerksam ohne zu werten, im Hier und Jetzt.

Wer weitere Inspirationen zu teils ungewöhnlichen, aber wohltuenden Übungen bekommen möchte, dem maile ich gerne kostenfrei meine 7 mindful-in-nature-Favoriten zu. Ein Zweizeiler genügt – .

#mindful #stressauszeit #muße
Weitere Inspirationen und Informationen die Blogbeiträge im Überblick HIER
Ina Röntgen ist Trainerin und Coach in Köln. Auf Gut Schillingsrott leitet sie Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung. Ihre Kernthemen sind Stress-Resilienz, Lebensziele & -träume, berufliche Neuorientierung und Ziele erreichen mit ZRM®. Als ehemalige Führungskraft der Deutschen Telekom und Unternehmensberaterin bei Roland Berger hält sie Firmenseminare und Impulsvorträge wie z.B. „The SELF-EXPERT – die Kunst, sich selbst zu führen“ oder „Motiviert von Kopf bis Bauch – die Kunst, sich selbst zu motivieren“.