röntgenBLICK #29

Raus aus der Sandwich-Rolle

für Projektleiter & Berater

 

Eine wahre Geschichte.

Wie häufig stehen wir als Projektverantwortliche oder Berater zwischen zwei Fronten, mindestens zwei Fronten. Und wie häufig versuchen diese Fronten, uns für sich zu gewinnen, uns auf ihre Seite zu ziehen?

Meinem Coachee erging es genau so. Das Problem entstand durch Einzelsitzungen mit jeweils einer der beiden Streitparteien. Es ging um Aufgabenbereiche, Entscheidungsbefugnisse… Macht. Wenn wir als Projektleiter nicht aufpassen, versuchen die Parteien, uns ein persönliches Commitment zu ihrer Sicht & ihrem Vorgehen abzuluchsen und wenn es richtig doof läuft, drängeln sie uns auch noch dazu, dies – als gemeinsame Position und Entscheidungsvorlage – der anderen Seite zu verklickern.

Wir mögen noch so intelligent und gut sein – wie eben jener Coachee – aber das kleine (oft unbewusste) Spielchen durchblicken wir dennoch häufig erst im Nachhinein. Dann, wenn ein mulmiges Gefühl aufkommt, dass die andere Seite wohl kaum begeistert sein wird von der Entscheidungsvorlage.

Wie kann so etwas selbst Erfahrenen passieren?

Ganz einfach. In diesem Fall war der Projektleiter froh, dass die sehr forsch bis aggressiv auftretenden Vertreter der Partei A überhaupt zu einem Ergebnis kamen, überhaupt mitmachten. Denn ein Blockadeverhalten war die schon eingeleitete und immer noch drohende Alternativstrategie dieser Herren (sorry, es waren wirklich nur Herren in diesem konkreten Fall).

Mein Coachee konnte also nur verlieren. Vielleicht kennst du das, es ist das klassische Sandwich-Dilemma. Er war Teil des Spiel, des Streits geworden, und sah sich gezwungen, sich einer Meinung anzuschließen und Mehrheiten zu generieren.

Was haben wir nun getan in gerade einmal 1,5 Stunden Coaching, um das Blatt zu wenden?

Wir haben einen Rollenwechsel vorbereitet. Raus aus dem Sandwich, in dem er eingeklemmt war zwischen dem Brötchendeckel (Partei A) und dem Brötchenboden (Partei B). Rein in die neue Rolle des Kaffees (s. Foto). Das heißt abseits von den streitenden Parteien auf einer gelassenen Metaposition.

Die Kaffeetasse ist auf dem Bild der Projektleiter in Mediatoren-Rolle. Mediatoren zeigen keine eigenen Interessen, sind neutral und moderieren „nur“ den Prozess. Sie schieben die Verantwortung für eine Lösung zurück in die Schuhe der Streitparteien. Sie verklickern keiner Gegenseite irgendwas, sondern bieten nur die Plattform für den Austausch. Sprich sie setzen ein Meeting mit einer klaren Agenda auf, bei der das Meinungsbild der Partei A, in unserem Fall das Ergebnis von deren Einzelsitzung mit dem Projektleiter, von eben jenen selbst vorgetragen und „durchgefochten“ wird. Der Projektleiter kann dann moderieren mit Fragen wie „Welche Punkte aus der Entscheidungsvorlage sind für Sie machbar?“, „Welche sind eher schwierig und warum?“ oder „Was brauchen Sie, um dem zuzustimmen?“. 

Ich habe meinem Coachee geschrieben, dass wir in meinen Augen ein Dream Team sind. Denn: er konnte den Rollenwechsel so gut verinnerlichen, dass er ihn schon im nächsten Meeting vollziehen konnte. Er schrieb mir: „Nicht nur der Termin ist klasse gelaufen, es ist seit der Erkenntnis eines komplett notwendigen Rollenwechsels von mir auch im Projekt in Summe alles einfacher geworden.“

Das ist für mich Re:Positionierung. Strategisch clever und kommunikatorisch überzeugend. Steckst du auch in einer schwierigen Sandwich-Rolle? Dann lass uns gemeinsam einen Weg hinaus erarbeiten!

 

#projektleitung #sandwichposition #konfliktmediation

Für weitere Inspirationen & Informationen: die röntgenBLICKE im Überblick > HIER
(c) Ina Konrad-Röntgen ist Beraterin & Coach für Teamführung und Karriere. Mit SPARRING für LEADERS ist sie auf dem historischen Gut Schillingsrott in Köln ansässig.

Als ehemalige Führungskraft der Deutschen Telekom und Strategieberaterin bei Roland Berger designt & moderiert sie erfolgreich Team-Workshops und Leadership Trainings und coacht Executives, die Veränderungsprozesse leiten oder selbst durchlaufen.