röntgenBLICK #28

Self-Marketing ohne anzugeben

die angenehme Art der Sichtbarkeit

 

Da steht er vorne auf der Bühne, prahlt, schlägt Schaum (oder Rad) und gefällt sich im Spotlight der Scheinwerfer. Innerlich schüttel ich den Kopf. Ich kann ihn nicht ernst nehmen und obwohl er vielleicht wirklich gut ist, hat er bei mir schon verloren. Kennst du das? Der Prahler ist ein Pfauen-artiges Wesen, das gerade wir Frauen nicht mögen. Genauso wenig wie den Vielredner, der die Punkte der anderen noch mal in einem Meeting wiederholt, um auch etwas gesagt zu haben. Der nicht zum Punkt und schon gar nicht zum Ergebnis kommt. An diese Menschen denken wir, wenn wir an Self-Marketing denken. Zumindest auch an diese Menschen. Vor allem dann, wenn wir uns selber nicht trauen, uns ins Rampenlicht zu stellen. Dann sind diese Gegenbeispiele auch schon mal eine passende Ausrede.

Aber muss das so sein beim Self-Marketing oder geht das auch auf angenehme Art? Muss ich auf die Pauke hauen, um Gehör zu finden oder darf ich authentisch bleiben und vielleicht etwas ruhiger agieren? Meine beruhigende Antwort: es geht auch angenehm, authentisch und ohne Pauken & Trompeten!

Wie aber und warum fällt das so schwer? Ich begegne immer wieder drei typischen Hürden, die dafür genommen werden müssen:

1. DIE PERSÖNLICHE VALUE PROPOSITION KENNEN

Wenn ich nicht weiß, was mich ausmacht, wo meine Stärken liegen und welchen Mehrwert ich anderen biete, fällt es mir auch nicht leicht, darüber selbst-bewusst und selbst-überzeugt zu sprechen. Es reicht nicht zu wissen, dass ich gut bin, wir müssen konkreter werden und einzelne Aspekte benennen können, die uns von anderen unterscheidet. Und genau das ist schwierig. „Das ist doch nichts Besonders, was ich da kann“ höre ich allzu oft.

Ein Trick, um seine persönliche Value Proposition zu erkennen, ist andere zu fragen. Zum Beispiel:

  • In welchem Gebiet schätzt du meinen Rat?
  • Für welche Art von Job würdest du mich empfehlen? Warum?
  • Was würde unserem Team fehlen, wenn ich nicht mehr dabei wäre?

Wenn wir wissen, was andere in uns sehen, gewinnen wir an Sicherheit, dies auch selber hervorzuheben, ohne dass wir Angst haben, als Angeber oder Prahler dazustehen.

2. SOUVERÄNER (STATT LAUTER) KOMMUNIZIEREN

Nein, wir müssen nicht immer auf die Bühne, nicht jedes Sonderprojekt leiten oder in jedem Meeting den größten Redeanteil haben, um sichtbarer zu werden. Es gibt auch andere Wege. Jacinda Ardern, die Premierministerin von Neuseeland, sagte

„ To me, leadership is not about necessarily being the loudest in the room, but instead being the bridge, or the thing that is missing in the discussion and trying to build a consensus from there. “

Auf diese Weise gestalten wir, kommen dem Ziel näher, fördern Entscheidungen und Ergebnisse in Meetings. Auch das ist Raum einnehmen und an Sichtbarkeit & Bedeutung gewinnen. Ein Pfau kann auch ohne Radschlagen wunderschön sein.

Es gibt aber noch einen 2. Aspekt bei der Kommunikation: unsere Sprachmuster. Hast du dich schon einmal dabei ertappt, dass du sagtest „Ich bin ja kein Experte, aber…“ oder „Ich denke nur mal laut“? Damit tasten wir uns mit unserer Meinung klammheimlich vor, halten uns die Tür offen für einen Rückzug, falls jemand dagegen poltert. Das kann clever sein, wenn wir die Tendenz haben, zu dominant zu sein, das kann uns aber auch schlichtweg klein wirken lassen.

Beobachte dich doch einmal oder noch besser: bitte einen lieben Kollegen darum. Vielleicht gelingt es dir ja auch, dir bei anderen ein Verhalten abzuschauen, das du für dich als authentisch und wirksam einstufst und ausprobieren könntest?

3. MENSCHEN FÜR SICH GEWINNEN

Wir werden positiv sichtbar, wenn wir mit unseren Zielen & Vorhaben nicht immer wieder auf Widerstand, sondern vielmehr auf Support & Zustimmung treffen. Letzteres zu erzeugen benötigt aber ein geschicktes Händchen. Zum Glück kann man diesem Händchen ein paar Tools an die Hand geben.

Zum Beispiel wie man Debatten vorbereitet und in einem schwierigen Gespräch emphatisch in Führung bleibt. Zentral ist dabei der Perspektivwechsel. Sich darüber Gedanken zu machen lohnt. Konkret kannst du dich beispielsweise fragen:

  • Was braucht der andere?
  • Welche Schmerzpunkte und Ziele hat er?
  • Welchen Einfluss hat er im Unternehmen?
  • Wer steht ihm Nahe und wird seine Meinung unterstützen?
  • Welchen Gefallen kann ich ihm tun?
  • Welchen Kompromiss bin ich bereit einzugehen?

Was diese 3 Hürden und die Ideen dazu konkret für dich bedeuten können, hängt von deinem Ziel ab. Warum möchtest du sichtbarer werden? Was möchtest du damit erreichen? Und wie ist es genau, wenn du es erreicht hast?

Diese und viele andere Fragen stelle ich meinen Coachees, um die für sie richtige Self-Marketing-Strategie zu finden.

Bist du schon sichtbar und arbeitest du noch „under cover“?

 

#selfmarketing #sichtbarkeit
Für weitere Inspirationen & Informationen: die röntgenBLICKE im Überblick > HIER

(c) Ina Konrad-Röntgen ist Beraterin & Coach für Teamführung und Karriere. Mit SPARRING für LEADERS ist sie auf dem historischen Gut Schillingsrott in Köln ansässig.

Als ehemalige Führungskraft der Deutschen Telekom und Strategieberaterin bei Roland Berger designt & moderiert sie erfolgreich Team-Workshops und Leadership Trainings und coacht Executives, die Veränderungsprozesse leiten oder selbst durchlaufen.