röntgenBLICK #22
KERN & BOTSCHAFT
Richtig positioniert zum richtigen Job
Kennt ihr das? Ihr unterhaltet euch mit Freunden oder Kollegen über ihren Job. Sie können euch genau sagen, was alles schiefläuft, wer sie an die Decke bringt und worauf sie wirklich keine Lust mehr haben. Fragst du dann „Ja, aber was ist es denn, was du stattdessen möchtest?“, gerät der Redefluss ins Stocken. Oft fällt es uns sehr schwer zu sagen, was wir wollen, wenn wir frustriert sind.
Nun stellt euch vor, dieser Freund möchte sich auf einen neuen Job bewerben. Glaubt ihr, dass er sich positiv & überzeugend verkaufen kann? Bewirbt er sich auf einen zu ihm passenden Job oder droht er vielleicht unbewusst nur nach „more of the same“ zu suchen?
STEHT DEINE LEITER
AN DER
RICHTIGEN WAND…?
– in Anlehnung an stephen covey
Spinnen wir den Faden weiter: eine Freundin, also eine Frau, aus deinem Umfeld sucht eine neue Perspektive. Du fragst sie, was sie denn besonders gut kann. Typischer Weise wird ihre Stimme dann eher leise und abwägend. Ein Mann wäre an der Stelle ungleich „lauter“. Ich bin keine, die über gläserne Decken jammert oder Frauen mit Quoten fördern will, da ich aus mir selbst heraus gut sein möchte. Aber ich sehe (berechtigte) charakterliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen und weiß, dass wir Frauen uns schwerer tun, das, was wir besonders gut können, als Stärke oder gar UPS zu sehen. Eine Kundin sagte letztens, „ist das nicht normal so zu sein?“. Nein, antwortete ich, ist es nicht, du bist damit etwas Besonderes – das darfst du auch so verkaufen!
Ich glaube, ihr wisst, was ich mit diesen Geschichten meine, und wer mich kennt und meine eigene berufliche Entwicklung verfolgt hat, ahnt, warum mir das Thema KERN & BOTSCHAFT am Herzen liegt. Denn hier geht es darum, unseren Kern freizulegen, ihn anzuschauen, ihn zu befragen, was ist das Richtige für mich. In welchem Umfeld kann ich produktiv sein, bei welchen Aufgaben blühe ich auf? Welche Arbeitsatmosphäre entspricht meinen Wertvorstellungen? Antworten auf allein diese 3 Beispiel-Fragen haben mich schon einmal zu einem nächsten Karriereschritt gebracht. Weil ich mich nicht mehr wohl fühlte in dem, was einst super zu mir passte. Für mich ist dieses Wohlfühlen aber die Basis für Erfolg im Beruf.
DER KERN
Seinen Kern kennt eigentlich jeder, aber ihn auf den Punkt zu bringen fällt schwer. Grund ist, dass er nicht mal eben – ganz rational – in 3 Sätzen formuliert werden kann, sondern auch viel mit Emotionen zu tun hat, die es erst einmal in Worte zu fassen gilt. Wir beschreiben in meinen Coachings nicht nur den Kern (Purpose, Potenziale, Persönlichkeit), sondern leiten aus ihm auch den individuellen USP ab, also die Eigenschaften, Fähigkeiten & Interessen, die dich aus- und besonders machen. Außerdem nutzen wir die Analyse des Kerns, um neue berufliche Optionen zu entdecken, die wir vorher gar nicht gesehen hatten. Das wir sie nicht sehen, liegt zum einen daran, dass wir – häufig auch einer latenten Unsicherheit heraus – verstrickt sind in unserem Selbstbild. Es fehlt das Fremdbild, der „Challenger“, der in uns und unseren Erzählungen etwas anderes sieht und hört. Das 2. Problem ist, dass wir häufig mit Headhuntern oder Personalern sprechen, die geschult sind, aus einem Lebenslauf herauszulesen, was der Kandidat bisher gut gemacht hat. Ihn einem Unternehmen, das eine ähnliche Stelle ausschreibt, vorzuschlagen ist dann ein Leichtes für sie. Aber wir Menschen verändern uns, „more of the same“ macht uns häufig nicht mehr glücklich und damit geben wir dann auch keinen guten Kandidaten für eine Stelle ab, für die wir sehrwohl qualifiziert wären.
DIE BOTSCHAFT
Kennst du deinen Kern, deinen USP und mögliche berufliche Zukunftsbilder gilt es, diese Erkenntnisse in Botschaften zu gießen, die du wirkungsvoll vortragen kannst. Zurück auf das Gespräch unter Freunden kommend: stell dir vor, dein Gegenüber erzählt dir mit leuchtenden Augen, was er über sich herausgefunden hat, was er gerne machen möchte und was ihn antreibt, diesen neuen Schritt zu gehen. Ich wette, seine Überzeugungskraft wird dich anstecken, du wirst lächeln und dein Hirn fängt parallel an zu überlegen, welchen Ratschlag du beisteuern kannst und ob du nicht jemanden kennst, der ihm oder ihr helfen kann. Und genau darum geht es: dass man sein Netzwerk aktiviert und so auf neue Jobideen & Jobangebote im verdeckten Markt stößt.
Ich nenne die 2 konkreten Botschaften, die wir in meinem Workshop erarbeiten, „Elevator Pitch“ und „Change Story“. Sie können nicht nur im eigenen Netzwerk, sondern auch bei Gesprächen mit Headhuntern und bei Bewerbungsinterviews eingesetzt werden. Manchmal jobspezifisch modifiziert, Hauptsache aber authentisch, damit sie ihre Wirkung entfalten können.
Abschließend zu mir: ich habe in den letzten Jahren meinen Kern (weiter) freigelegt. Von der an klassisch männlichen Vorbildern orientierten Business Frau habe ich mich zu einem Female Leader entwickelt, der jetzt stärker seine eigenen, auch softeren Akzente setzt und sich mit Mut & Vertrauen in die Selbständigkeit gewagt hat. Heute höre ich gerne zu, knibbele dann meist konzentriert mit den Augen und suche mit meinen Kund*innnen ihren KERN & und ihre BOTSCHAFT.
WAS MACHST DU MIT DEINEM KERN?
Ina Konrad-Röntgen ist Consultant und Coach in Köln. Auf dem historischen Gut Schillingsrott bietet sie Privatpersonen Coachings und Workshops zur Persönlichkeits- und Karriereentwicklung an. Als ehemalige Führungskraft der Deutschen Telekom und Unternehmensberaterin bei Roland Berger designt & moderiert sie erfolgreich kundenindividuelle Team-Workshops und coacht Executives, die Veränderungsprozesse leiten oder selbst durchlaufen.