röntgenBLICK #18
Vision & Why
Ein motivierender Kompass für neue (Projekt)Teams
Das Wort Purpose ist in aller Munde. „What‘s your why?“ fragt zum Beispiel Autor Simon Sinek, was treibt dich morgens aus dem Bett, frage ich etwas plakativer. Der Begriff klingt wohlig, ist aber irgendwie doch auch schwammig. Und überhaupt… wie finde ich ihn, diesen Purpose, als Organisation, als Team? Und wie passt er zu meiner Vision?
Ich habe mit Vision & Why einen Ansatz für neu aufgesetzte oder strategisch neu ausgerichtete (Projekt)Teams entwickelt. Mit Vision & Why erhalten sie einen Kompass für ihr Tun. Das Vorgehen motiviert und macht Spaß und liefert ein knackiges Ergebnis. Idealer Weise wird Vision & Why als Vorstufe zur Strategie-Formulierung eingesetzt. Also noch bevor wir mit z.B. einem Business Modell Canvas oder auch OKRs (Objectives & Key Results) arbeiten.
Purpose, Why und Vision sind dabei für mich sehr eng verwoben – für manch einen gar ein diffuses Worte-Durcheinander, das durch das Wort Mission noch komplexer wird. Das Why beschreibt den Sinn unseres Tuns (= Purpose). Es bildet die Basis für alles. Die Vision umreißt das Bild der Zukunft. Sie formuliert also das, was wir (mit Hilfe unserer Strategie) erreichen möchten. Und die Mission beschreibt, was wir hier und heute tun, um die Vision in die Gegenwart zu bringen.
Mein Ansatz verbindet Vision & Why. Warum wird im folgenden Drehbuch für einen beispielhaften Kundenworkshop deutlich.
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DAS WORKSHOP DREHBUCH _ein Beispiel
Eigentlich arbeite ich gerne mit dem Why-Ansatz von Simon Sinek. Der Autor beschreibt sehr schön, wie man zu diesem findet – als Individuum und auch als Team. Eher ungeeignet ist sein Ansatz aber dann, wenn sich ein Team komplett neu zusammenfindet (z.B. projektweise) oder eine neue Abteilung gegründet wird. Denn Sinek‘s Why-Prozess startet mit Geschichten über Momente, in denen man stolz war in seiner Abteilung zu arbeiten. Solche Momente werden anfangs noch zu rar sein.
_SCHRITT 1
Deshalb begab ich mich mit einem meiner Kunden auf eine Zeitreise in das Jahr 2022. „In der Zukunft angekommen, wie ist es da?“ war meine zentrale Frage. Sie lädt ein, sich in die Zukunft zu beamen. Das Hier und Jetzt mit all seinen Hürden auszublenden und das zu beschreiben, was man sich wünscht und wofür man stehen möchte.
„Was sehe ich heute, im Jahr 2022, als normal an?“ und „Worauf bin ich rückblickend besonders stolz?“ waren dabei Fragen, die das Träumen anregen sollten. Nicht das auf Wolke 7, sondern das Träumen, was es braucht, um einen inspirierenden Vision & Why-Entwurf zu formulieren. Ihr merkt, der Ansatz ist nicht rein analytisch aufgebaut, er befragt vielmehr den Bauch. Denn ohne den klappt das nicht mit dem Purpose, der uns motivieren soll.
Während der Brainstorming-Phase möchte ich strahlende Augen sehen und ein Lächeln auf den Lippen, weil die Zukunft, die man sich ausmalt “rosig” ist, wenngleich nicht unrealistisch sein soll. Man muss die Lust auf das Ziel verspüren, sonst sind Vision & Why nur stumme Sätze auf geduldigem Papier.
_SCHRITT 2:
Im Verlauf des Workshops wird es dann etwas Handfester. Schließlich möchten wir am Ende ein klares Ergebnis haben. Mit Hilfe der sogenannten Kopfstandmethode beantworten wir deshalb die 2. zentrale Frage: „Auf dem Weg dorthin… was braucht es da?“ Der Kopfstand besteht darin zu überlegen, was genau nicht passieren darf und was man (dann wieder aufrecht stehend) tun kann, um dies zu verhindern. So werden wichtige Hindernisse & Risiken identifiziert und der Kernbeitrag des Teams abgeleitet.
_SCHRITT 3:
Mit diesen Vorarbeiten – oft einem gefühlten Wust an sehr guten Ideen – moderiere ich dann die Visionsformulierung. „Auf den Punkt gebracht – wie lauten Vision & Why?“ ist die Guiding Question dieses Abschnitts. Gerne bediene ich mich da wieder Simon Sinek, der rät, einen Satz nach dem Muster „Beitrag des Teams => Wirkung“ zu formulieren. Diese Logik hilft, sich zu fokussieren. Manchmal weicht man dann letztlich von ihr ab, was aber nicht schlimm ist.
Am Ende haben wir nicht nur einen ersten Entwurf für unser Vision & Why, sondern vor allem einen gemeinsamen Prozess erlebt, in dem wir voneinander gelernt haben, was wem wichtig ist, was uns vereint und was meinen Teamnachbarn antreibt. Somit hat der Workshop auch einen Teambuilding-Effekt, den man nicht unterschätzen darf.
_SCHRITT 4:
Und damit dieser nicht zu schnell wieder verpufft, besprechen wir abschließend noch, wie unser Vision & Why seinen Weg in unseren Alltag finden kann. „Wie nutze ich das Vision & Why?“ ist hierbei die finale zentrale Frage meines Workshop-Drehbuchs. Zu den Antworten zählen z.B. zur Rekrutierung neuer Teammitglieder, Priorisierung von Aktivitäten oder Entscheidung über Investitionen.
… UND IHR?
Kennt ihr das Vision & Why eurer Abteilung? Haben alle das gleiche Verständnis davon? Tragen es alle mit? Wenn ihr euch nicht sicher seid, fragt mal, ob es irgendwo konkret steht und vor allem, wie es entstanden ist. Nicht selten wird es top-down vorgegeben und das hat dann oft nichts mit dem Purpose zu tun, den wir suchen und der uns gut tut. Lasst euch gern von mir beraten, was wir mit eurem Team bewegen können. Wo es steht und welches Vision & Why-Drehbuch es braucht, um einen starken Kompass an die Hand zu bekommen.
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Weitere Inspirationen und Informationen – die Blogbeiträge im Überblick HIER
© Ina Konrad-Röntgen I training.coaching.beratung.
Ina Konrad-Röntgen ist Consultant und Coach in Köln. Auf dem historischen Gut Schillingsrott bietet sie Privatpersonen Coachings und Workshops zur Persönlichkeits- und Karriereentwicklung an. Als ehemalige Führungskraft der Deutschen Telekom und Unternehmensberaterin bei Roland Berger designt & moderiert sie erfolgreich kundenindividuelle Team-Workshops und coacht Executives, die Veränderungsprozesse leiten oder selbst durchlaufen.