röntgenBLICK #17

Workshops designen, aber richtig!

Meine 7 Tipps

 

Es ist ein gutes Jahr her, dass ich mich selbständig gemacht habe. Und ich dachte, es ist Zeit, dass ihr von dem, was ich alles lernen und ausprobieren durfte, profitiert. Ich habe mich in dem Jahr zu einer „Designerin“ und „Reiseführerin“ entwickelt und teile heute gern mit euch meine 7 Zutaten für richtig gute Workshops. Aber fangen wir vorne an.

Im Mai 2018 habe ich meine Seminar- und Coachingräume auf Gut Schillingsrott gemietet. Ein Traum ging damit in Erfüllung. Hatte ich doch vier Monate vorher in meinem Business Plan bereits – noch nichts ahnend – von „Gut Röntgen“ als meinen neuen Arbeitsplatz geschrieben. Ich war ein wenig früh dran mit dem Mieten eigener Räumlichkeit, denn die Webpage, auf deren Basis ich überhaupt erst richtig mit Marketing und Vertrieb starten konnte, sollte erst im Juli online gehen.

Heute aber, ein Jahr später, bin ich froh, diesen Schritt damals gegangen zu sein, denn ohne dieses „feste Zuhause“ für den neuen Beruf, wäre mir der Start sicher nicht so gut gelungen. Mittlerweile habe ich viele tolle Team-Workshops designt und moderiert. Auch wenn ich noch lieber Interior Designer geworden wäre (im nächsten Leben…!), ist diese Konzeptionsphase für mich ungemein spannend. Ich lerne Neues, tüfftele über die richtigen Inhalte und bastele den perfekten Ablauf, damit alles sinnvoll ineinandergreift. Dabei nehme mir vor, dass meine Workshops vor allem zwei Sachen sind: ergebnisorientiert und Spaß machend. Dass sie Spaß machen und auch bei kritischen Themen Ängste nehmen und Vertrauen wecken, schafft die Reiseführerin in mir. Nicht die, die die Welt erkundet wie bei meiner Weltreise vor 3,5 Jahren, sondern die Reiseführerin, die emotionale Hürden umschifft und besondere Momente kreiert, die als aha-Effekt oder einfach nur positiv in Erinnerung bleiben.

Aber auf den Punkt gebracht. Welcher 7 Zutaten bediene ich mich nun als Designerin und Reiseführerin?

1. Genaue Bedarfsanalyse

Manchmal ist dies der Kern meiner Arbeit: herausfinden, um was es wirklich geht und was wirklich gebraucht wird. Wenn ich gerufen werden, liegt oft schon einiges im Argen oder die bevorstehende Aufgabe ist sehr komplex. Meist erzählen meine Auftraggeber erst mal, wie die Gesamtlage ist. Dabei kommen sie oft von Hölzchen auf Stöckchen. Hier ist noch ein Problem und hier noch ein Dorn im Auge. Mit gezielten Fragen finden wir dann aber gemeinsam den roten Faden und die richtigen Prioritäten. Ich rate euch, sprecht nicht nur mit dem Auftragegeber, meist dem Chef des Teams, sondern auch mit Menschen aus dem Team oder mit „neutralen Beobachtern“. Manchmal ergibt sich so ein leicht verändertes Bild, denn auch ein Chef bringt – wie alle Menschen – seinen eigenen „Film“ mit, seine rosarote (oder auch pechschwarze) Brille.    

2. Hoher Partizipationsgrad des Teams

Als ehemalige Strategieberaterin war ich es gewöhnt, für meine Kunden fertige Konzepte auszuarbeiten. Ein Interview hier, ein Gespräch da, ja das gab es, aber letztlich haben wir oft die Strategie im „stillen Kämmerlein“ oder im „Elfenbeinturm“ erstellt. Ein Grund, warum manche sagten, Berater arbeiten nur für die Schublade.

Heute rücke ich von diesem Vorgehen komplett ab. Mein Credo ist die Beteiligung. Häufig sind Chefs von Abteilungen überrascht, wie klar und wenig abweichend von ihrer eigenen Meinung die Teammitglieder die Lage sehen. Das Wissen jedes Einzelnen ist zudem immens wertvoll. Das not-invented-here-Syndrom wird so ausgeschlossen. Der wichtigste Grund für die Mitgestaltung ist für mich die daraus resultierende Motivation. Nur so gelingt Veränderung.

Und was, wenn das Team nicht will wie der Chef (und ich die Meinung des Chefs mittrage!)? Dann ist sehr gutes Zuhören und ständiges Impulsgeben und Nachsteuern gefragt. Wachsam wie ein Luchs muss man Motive und Absichten der Einzelnen erkennen und darauf aufbauend die Fäden zusammenführen. Oder – das darf auch passieren! – sich eines Besseren belehren lassen, denn das Team entscheidet, was die beste Lösung für es ist, nicht ich!

3. Vertrauensvolle Atmosphäre

Damit das mit dem Mitgestalten und Sich-Einbringen auch klappt, bin ich sehr darauf bedacht, nichts überzustülpen. Ich mache vielmehr durch Perspektivwechsel neue Lösungen sichtbar und möglich.

Dabei erwähne ich – und das ist mein 1. Tipp zum Thema Vertrauen aufbauen – am Anfang, dass wir in einem geschützten Raum arbeiten – d.h. nichts verlässt diesen. Im Workshopraum darf auch mal geschimpft und Verrücktes angedacht werden.

Mein zweiter Tipp, um Vertrauen zu schaffen, ist, eigene Beispiele zu nennen. In einem Change-Workshop habe ich beispielweise erzählt, wie schwer mir der Wechsel meines Chefs bei der Telekom einst fiel. Warum ein anderer damit so viel besser umgehen konnte und was ich – wenn auch erst rückblickend – daraus gelernt habe. Auf Basis des Beispiels habe ich meine Zuhörer indirekt dazu angeregt, es doch gleich „richtig“ zu machen.

Last but not least ist mein 3. Tipp, bei z.B. strategischen Neuorientierungen oder neuen Aufgabenverteilungen immer erst mal nur an einem 1. Entwurf zu arbeiten (und dies auch so benennen). Das heißt, es ist allen klar, dass im Workshopverlauf nichts in Stein gemeißelt wird. Jeder darf drüber schlafen, alles darf noch mal angepackt werden. Erst dies lässt Ängste bei Einzelnen schwinden und vermeidet, dass sie das Gefühl haben, sich für etwas final entscheiden zu müssen. Vernachlässigt man diesen Aspekt als Moderator, beginnt im schlimmsten Fall ein wildes Cherry Picking und Selbstoptimieren zu Lasten des Teams und vor allem Unternehmens.

4. Klar strukturierte Agenda

Ja, das klingt so logisch und einfach, aber glaubt mir, hier kann man viel falsch machen. In so manch einem Workshop erzählt man sich viel und tauscht auch Richtiges & Wichtiges aus. Ist der Inhalt aber nicht orientiert an einem klaren Ergebnis, ist es schwierig mit dem Sammelsurium an Ideen weiterzuarbeiten. Bei diesem Punkt bin ich dankbar um die Erfahrung als Beraterin, denn hier lernt man Handfestes zu erarbeiten. Eine gute Frage, die man sich überprüfend stellen kann ist: Wann ist dieser Workshop erfolgreich? Damit wird das Ziel klar und die Kunst besteht „nur“ noch darin, den Weg von A nach B (= das Ziel) zu definieren.

5. Kurze motivierende Impulsvorträge

Ich sprach oben schon von den Perspektivwechsel, derer es häufig bei den Aufgabenstellungen in meinen Workshops bedarf. Vertrauen ist dabei die eine wichtige Zutat, Impulse von außen die andere. Meine Vorträge sind in der Regel kurz, d.h. nicht länger als 15 min (danach hört eh keiner mehr richtig zu). Sie sind eine Mischung aus Fachwissen, nützlichen Frameworks zur Strukturierung der folgenden Gruppendiskussion und Beispielen von mir oder anderen, die es (erfolgreich) anders machen. Ziel sollte es sein, den Tunnelblick aufzulösen und haben-wir-schon-versucht-Einwände zu minimieren.

6. Menschliche Wärme untereinander

Ich habe ein ehrliches, aufrichtiges Interesse an den Menschen. An jedem Einzelnen. Jeder von uns möchte beachtet und geliebt werden. Klingt vielleicht etwas weich, ist aber so. Häufig ist am Arbeitsplatz zu wenig Zeit und Raum für menschliche Wärme. Nicht selten sind wir privat ganz anders als auf der Arbeit. Häufig verpassen wir es, uns in den anderen hineinzuversetzen oder gar hineinzufühlen. Deshalb integriere ich immer Gruppenübungen, in denen die Menschen die Möglichkeit haben zu erkennen, dass andere anders sind, aber deshalb nicht schlechter. Ich lasse die Teammitglieder ihre Wertschätzung für einander ausdrücken. Häufig mit dem für mich immer wieder herzerwärmenden Moment, dass beim Abschlussfeedback einer (meist mehrere) feststellt, was für eine tolle Truppe das Team ist.

7. Spielerisch zu guten Ergebnissen

Last but not least sollen Workshops Spaß machen. Das fängt bei motivierenden Titeln für den Workshop an. Rollenspiele mögen viele nicht, wohl aber, wenn ich Kleingruppen in Rollen wie „die alten Hasen“ oder „die Kundenversteher“ versetze. Denn in diesen Rollen darf gesagt werden, was man sich sonst vielleicht nicht zu sagen traut. Auch übertriebene Darstellungen helfen, weil immer ein Körnchen Wahrheit darin steckt. Ich habe zudem schon mit angehenden Führungskräften Lego gespielt (und sie wollten hinterher ihren Legoturm sogar unbedingt behalten!) und mit einem Kreis von Frauen ein post-Lunch-Wachwerd-Spiel mit „Körpereinsatz“ gespielt, das normalerweise auf Jugendfreizeiten eingesetzt wird. All dies geht, wenn die Atmosphäre stimmt und Professionalität und Spaß im Gleichgewicht sind.

 

So, das waren meine Tipps für alle Co-Designer und -Reiseführer da draußen. Ich hoffe, auch ihr bringt Menschen, Teams und Unternehmen vorwärts mit euren Workshops. Kontaktiert mich gerne, wenn ihr noch Fragen habt oder Lust habt, mit mir zusammenzuarbeiten! Für mehr Informationen klickt einfach HIER!

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© Ina Konrad-Röntgen I training.coaching.beratung.

Ina Konrad-Röntgen ist Consultant und Coach in Köln. Auf dem historischen Gut Schillingsrott bietet sie Privatpersonen Coachings und Workshops zur Persönlichkeits- und Karriereentwicklung an. Als ehemalige Führungskraft der Deutschen Telekom und Unternehmensberaterin bei Roland Berger designt & moderiert sie erfolgreich kundenindividuelle Team-Workshops und coacht Executives, die Veränderungsprozesse leiten oder selbst durchlaufen.