röntgenBLICK #13

Der Blick in den Spiegel 

… und warum mich andere ganz anders sehen 

 

Selbstbild vs. Fremdbild ist das Stichwort. Warum klaffen sie eigentlich immer wieder auseinander? Ich habe dies in den letzten Wochen ganz intensiv erleben dürfe. Und zwar an dem ungewöhnlichen Beispiel der Brautkleid-Suche. Ich suchte ein Kleid, das mich schön macht, meine Vorzüge unterstreicht und meine kleinen Imperfektionen kaschiert – wie alle Bräute. Ich hatte schon wie wild auf Instagram geschaut, was mir gefällt. Um dann gleich im 1. Geschäft festzustellen, dass mir das gar nicht stand…

Nun steh ich da vor diesen Spiegeln. Meine Freundinnen oder Mutter um mich herum. Schnell sind wir uns einig, welches mir am besten von den anprobierten Kleidern steht. Da passen Selbst- und Fremdbild noch zusammen. Dann aber kommt mein kritischer Blick. Die Augen werden etwas schmaler, der Mund zieht ein kleines Schnütchen und meine Stirn kräuselt sich. Ich prüfe, ob denn auch meine Arme vorteilhaft genug gekleidet sind und die leicht Schiefe Hüfte möglichst gerade ausschaut. „Ich mag meine Arme nicht so“, klage ich immer wieder. Meine Freundinnen verstehen mein Problem nicht, aber irgendwie traue ich mich nicht, ihnen zu glauben. Erst als eine Verkäuferin in Laden Nr. 5 – gefühlt 10 – sagt, keine Braut fände ihre Arme schön, werde ich stutzig. Sollte ich etwa meinem inneren Kritiker auf den Leim gegangen sein, der mir mal wieder etwas Falsches ins Ohr flüstert? Ich fürchte ja. Denn als ich meine “Arm-Strategie” ändere, gefalle ich mir auf einmal viel besser und ich wähle ein gänzlich anderes Kleid, als ich es vorher gedacht hatte. Auch das ist wohl bei (fast) jeder Braut so.

Was lehrt mich das? Nicht nur in puncto Aussehen, sondern auch in Bezug auf meine ganze Persönlichkeit mit all ihren Charaktereigenschaften, Verhaltensmustern usw. weicht mein Selbstbild vom Bild anderer ab. Das sogenannte Johari-Fenster fasst das ganz schön zusammen. Mein Ich gliedert sich in vier Teile:

  1. Mein öffentliches Ich – das ist das Ich, das sowohl andere als auch ich selbst sehen. Selbst- und Fremdbild stimmen hier also überein. Es ist das Ich, das ich öffentlich preisgebe, wo ich frei handele und bin, wie ich bin. Der öffentliche Teil meines Ichs ist in der Regel der kleinste…
  2. Meine Fassade – hierhinter verbirgt sich der Teil meines Ichs, den ich selbst zwar kenne und sehe, den die anderen aber nicht kennen, weil ich ihn so gut verstecke. Bewusst oder auch unbewusst versuche ich zu vermeiden, dass dieser Teil von anderen Menschen wahrgenommen wird. Hinter meiner Fassade versammeln sich meine Ängste, intimsten Wünsche und geheimen Gefühle. Je größer mein Vertrauen zu einer anderen Person, desto kleiner ist die Fassade, die ich zum Schutz aufbaue.
  3. Mein blinder Fleck – diesen Teil meines Ichs sehen die anderen, ich selbst aber kenne ihn nicht, er ist mir nicht bewusst. Hier sind zum Beispiel unbewusste Gewohnheiten, Vorurteile und Abneigungen verborgen. Durch regelmäßiges Feedback kann ich meinen blinden Fleck verringern.
  4. Das schwarze Loch – im schwarzen Loch liegen meine verborgenen Talente und ungenutzten Begabungen. Je mehr ich gefördert und gefordert werde, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, diesen ungeahnten Teil meines Ichs zu Tage zu befördern.

Zurück zur Brautkleidsuche: Dort habe ich also versucht, eine Fassade aufzubauen, etwas von mir zu verstecken, was in der Wahrnehmung anderer gar keiner Fassade bedurfte. So gesehen war es wohl ein blinder Fleck, etwas was ich nicht erkannt habe. Das klingt etwas kompliziert, ist aber einfach zu erklären: der innere Kritiker verzerrt unsere Wahrnehmung. Er lässt uns Stärken nicht sehen, redet uns Schwächen ein und ist leider viel lauter als unser innerer Mentor.

In meinem GutshofSeminar Menschenkenntnis & Selbstwahrnehmung gehe ich auf diese Wirrungen in unserer Persönlicheit genauer ein. Vielleicht hast du ja Lust auf eine Entdeckungsreise mit mir zu gehen?

 

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© Ina Konrad-Röntgen I training.coaching.beratung.

Ina Konrad-Röntgen ist Consultant und Coach in Köln. Auf dem historischen Gut Schillingsrott bietet sie Privatpersonen Coachings und Workshops zur Persönlichkeits- und Karriereentwicklung an. Als ehemalige Führungskraft der Deutschen Telekom und Unternehmensberaterin bei Roland Berger designt & moderiert sie erfolgreich kundenindividuelle Team-Workshops und coacht Executives, die Veränderungsprozesse leiten oder selbst durchlaufen.