der röntgen BLICK #10

 

 

 

Hilfe, ich bin ein “Pace-Setter”

Wie innere Antreiber den Führungsstil beeinflussen 

 

Ich habe es ja schon in meinen älteren röntgenBLICKen gestanden, dass ich – auch wenn ich weiter daran arbeite – vom inneren Antreiber „sei perfekt!“ geprägt bin. Mit all seinen Vorteilen wie z.B. meiner Zuverlässigkeit, aber auch den Nachteilen wie das Sich-Aufreiben, um alles 100%ig zu erledigen.

Der Perfektionismus wirkte sich auch auf meinen Führungsstil aus. Dies zeigte mir indirekt (und deshalb merke ich es auch erst jetzt rückblickend…) ein Fragebogen in einem Leadership-Seminar in Berlin. Der hatte zum Ergebnis, dass ich zu hohen Anteilen als Führungskraft ein „Pace-Setter“ war. Einer, der sehr leistungsorientiert führt. Der Pace-Setter setzt sehr hohe (Qualitäts)Standards und erwartet von seinem Team, dass sie es genauso machen wie er selbst. Zusammen mit dem „General“, dem autoritärsten Führungsstil in diesem Test, wirkt der Pace-Setter eher negativ auf das Klima im Team. Er kann nur dann wirkungsvoll und motivierend führen, wenn er ein von sich aus hoch ambitioniertes Team vor sich hat.

Diese Beschreibung war spannend für mich, denn schon im Assessment Center zum Vice President der Deutschen Telekom sagte man mir, dass man mir weniger zutrauen würde, Menschen zu führen, die anders motiviert sind als ich. Der Herr, der mich damals beurteilte und dieses Entwicklungspotenzial für mich aufzeigte, war Leiter des Call-Center-Bereichs. Sicherlich eine andere Welt als die stets eher übermotivierten und Karriere-orientierten Berater aus meiner Roland-Berger-Zeit.

Zum Glück wirkt in mir aber auch der Antreiber „mach es allen recht!“. Ich will also anderen gefallen und kümmere mich um sie und ihre Bedürfnisse. Mit diesen Eigenschaften erklärt sich, warum bei mir neben dem Pace-Setter auch der Führungsstil „Coach“ sehr stark ausgeprägt war. Der Coach entwickelt seine Mitarbeiter langfristig und nachhaltig. Das klingt schon etwas versöhnlicher als beim Pace-Setter, aber de facto funktioniert dieser Führungsstil auch nur, wenn der Mitarbeiter daran interessiert ist sich weiterzuentwickeln.

Deshalb bin ich nicht unfroh, dass meine Selbständigkeit auf einer tiefen, inneren Mission, nämlich Menschen zu Selbstreflexion und Self-Leadership zu führen, basiert. Denn diese Mission kann ich als „Visionär“ vortragen. Einem Führungsstil, bei dem ich so begeistert und überzeugend vom Ziel(zustand) spreche, dass man mir motiviert und mit hohem Vertrauen folgt. Nun sind meine Coaching- und Seminarteilnehmer keine Mitarbeiter, aber dennoch wirkt mein Verhalten sich auf sie und ihre Entwicklung aus.

Ich lade auch dich ein, dir Gedanken darüber zu machen, welche Denk- und Handlungsmuster du mitbringst und wie sie sich auf dein Führungsverhalten auswirken. Keiner ist perfekt und zum Glück hat jeder Führungsstil seinen Einsatzbereich. Selbst der „General“ ist wertvoll, nämlich in Krisenzeiten, wenn klare Ansagen Unsicherheiten nehmen. Also hab keine Angst, dich selbst zu entdecken – du kannst nur gewinnen!

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© Ina Konrad-Röntgen I training.coaching.beratung.

Ina Konrad-Röntgen ist Consultant und Coach in Köln. Auf dem historischen Gut Schillingsrott bietet sie Privatpersonen Coachings und Workshops zur Persönlichkeits- und Karriereentwicklung an. Als ehemalige Führungskraft der Deutschen Telekom und Unternehmensberaterin bei Roland Berger designt & moderiert sie erfolgreich kundenindividuelle Team-Workshops und coacht Executives, die Veränderungsprozesse leiten oder selbst durchlaufen.